Was ist die Basisstufe?
Brienz war eine der Standortgemeinden für den Schulversuch Basisstufe. Was ist eine Basisstufe? In diesem mehrjährigen Projekt wird die künftige Schulungsform für die fünf- bis achtjährigen Kinder getestet und ausgewertet.
Gemäss Beschluss des Gemeinderats führt die Schule Brienz ab 2013 eine Basisstufenklasse.
Die Basisstufe
Die Entwicklung verläuft bei Kindern unterschiedlich. Sie wagen ihre ersten Schritte zu verschiedenen Zeiten und sprechen ihre ersten Worte nicht im gleichen Alter. Ähnlich ist es bei andern Fähigkeiten und Fertigkeiten. Zur Zeit der Einschulung sind nicht alle Kinder gleich weit entwickelt. In der Basisstufe wird diesem individuellen Entwicklungsstand der Kinder besonders Rechnung getragen und der Übergang vom Kindergarten in die Schule kann flexibel und fliessend gestaltet werden.
Im Kanton Bern besuchen die Kinder den Kindergarten während zwei Jahren und treten anschliessend in die erste Klasse ein. Dabei steht das Alter der Kinder im Zentrum. Seit Jahren werden jedoch immer weniger Kinder altersgemäss eingeschult: Vorzeitige Schuleintritte und Rückstellungen haben vielerorts zugenommen, immer mehr Kinder besuchen eine Einschulungsklasse (Pensum der ersten Klasse verteilt auf zwei Jahre).
Zusammenführung von Kindergarten, erster und zweiter Klasse der Volkschule
Die Basisstufe verbindet den Kindergarten und die erste und zweite Klasse der Volksschule zu einer gemeinsamen Stufe, in der Spielen und Lernen ineinander übergreifen. Sie bietet den Kindern ein pädagogisches Umfeld, in dem die Kinder Aufgaben und Angebote erhalten, die ihrem Entwicklungsstand und ihren Interessen entsprechen. Die Kinder besuchen die Basisstufe in der Regel während vier Jahren. Je nach individueller Voraussetzung und eigenem Lernweg kann sie auch drei oder fünf Jahre dauern.
Altersgemischte Gruppen
In der Basisstufe werden die Kinder in der Regel ab dem vierten bis zum achten Lebensjahr gemeinsam unterrichtet. Da die Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten eintreten, richtet sich der Unterricht nicht nach ihrem Alter, sondern nach ihrer Entwicklung, ihren Bedürfnissen und Lernmöglichkeiten. Die altersgemischte Gemeinschaft bietet ein wertvolles Lernfeld für den verantwortungsvollen Umgang mit andern Kindern. Die Kinder können voneinander lernen und vertiefen damit ihr eigenes Wissen und Können.
Spielen und Lernen
In der Basisstufe wird der Übergang von der spielerischen Tätigkeit zum zielorientierten Lernen neu gestaltet: Es findet ein fliessender Wechsel vom lernenden Spielen zum spielerischen Lernen statt. Dadurch wird es möglich, die Kinder ihrer persönlichen Entwicklung entsprechend emotional, sozial und im Bereich der schulischen Leistung zu fördern.
Kulturtechniken
Für die Einführung der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen ist nicht mehr das Alter oder die Einschulung massgebend, sondern der Entwicklungsstand der Kinder. Die Flexibilität der Basisstufe ermöglicht, dass Kinder dann lesen, schreiben und rechnen lernen, wenn sie dazu bereit sind. Die Neugierde und Lernfreude der Kinder soll dabei nicht gebremst, sondern gefördert werden.
Lehrpläne
Die Bildungsarbeit im Schulversuch Basisstufe geschieht auf der Grundlage der bernischen Lehrpläne für den Kindergarten und der ersten und zweiten Klasse der Volksschule. Die darin formulierten Lernziele sind für die Basisstufe verbindlich und gewähren den Anschluss an die dritte Klasse der Volksschule. Die Fähigkeiten in Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz bezogen auf die zentralen Bereiche und Fächer in den Lehrplänen werden in der Basisstufe wahrgenommen, gefördert und beurteilt.
Lehrpersonen
Die Kinder werden während 15 Lektionen von zwei Lehrkräften, einer Kindergarten- und einer Primarlehrperson unterrichtet. Gemeinsam planen sie den Unterricht zielorientiert, inhaltlich und methodisch und werten diesen nach der Durchführung aus. Sie tragen die Verantwortung gemeinsam, teilen aber flexibel auf, wer für welche Aufgaben oder welche Kinder zuständig ist. Sie fördern die Kinder mit unterschiedlichen Spiel-, Lern- und Lehrformen und stellen ein vielfältiges Angebot von Spiel- und Lernmaterialien bereit.